Samstag, 22. Mai 2010

Drama im Park



Dieses Mandarin-Entenküken sieht sehr süß aus. Aber: Es kennt keine Gnade. Als ich heute verträumt durch den sonnigen Park schlenderte (Kinderlachen, spielende ungefährliche Hunde, lieblicher Gesang von Amseln und Nachtigallen) beobachte ich mit wachsendem Entsetzen, wie das Entenküken eine am Seeufer dösende Hummel ins Wasser zog. Gierig versuchte sein Geschwisterchen, ihm die zappende Beute zu entreißen, aber vergeblich. Das Gewinner-Küken begann, auf der Hummel herumzukauen, aber sein Schnabel war zu klein, um sie zu fressen. Also ließ es das halbtote Insekt im Wasser treiben und schwamm weiter.

Als die Raubentenfamilie außer Sichtweite war, versuchte ich, die lädierte Hummel zu retten. Ich hielt ihr ein Stöckchen ins Wasser, an das sie sich mit letzter Kraft klammerte, so dass ich sie aus dem See fischen konnte.

Triefnass, schwer atmend und mit verklebten Flügeln kauerte das Insekt auf der Uferkante aus Stein. Dann kroch es langsam vorwärts, dem Wasser zu. Ich dachte noch, dass das Tier vielleicht stehen bleiben würde. Aber die Hummel stürzte sich ins Wasser wie ein lebensmüder Lemming. Als ich ihr das Stöckchen wieder an die Beinchen hielt, regierte sie nicht mehr. Sie hatte sich ertränkt.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Überall Enten!


Das Wetter ist immer noch grässlich. Dennoch, es lässt sich nicht mehr verbergen: Der Frühling ist da, in Gestalt der vielen Tierkinder, die überall herumkreuchen und -fleuchen. Die Kanadagänse im Tiergarten haben 12 wollige Küken, die Mandarinenten im Volkspark am Friedrichshain drei, die Stockenten bislang genauso viele.

Ein Kücken aber begleitet mich seit Beginn dieser Woche jeden Tag acht Stunden lang: Ducky. Das Maskottchen des Bildbearbeitungsprogramms Photoshop, das ich gerade in Charlottenburg erlerne. Ducky ist wunderbar zum Üben: Es lässt sich so leicht freistellen. Es lässt sich so gut transformieren, skalieren, duplizieren - geduldig und stets fröhlich dreinblickend lässt es alle Experimente über sich ergehen.

Ducky erinnert mich ein wenig an meine liebe Kollegin Mandy aus der Fotoredaktion. Seit Jahren terrorisiere ich sie mit "Kannst du mal schnell...?"-Anfragen: "Kannst du mal schnell eine Montage aus drei verschiedenen Filmstars machen?", "Kannst du mal schnell das Model mit den blonden, fliegenden Wuschelhaaren aus dem gelben Hintergrund freistellen?", "Kannst du mal schnell diese Schauspielerin aufhübschen?" u.s.w. Erst jetzt begreife ich, was ich ihr und den anderen Foto-Kolleginnen zugemutet habe! Denn Mandy hat sich nie beschwert. Genau wie Ducky.

Daher möchte ich mein erstes rein digital erstelltes Kunstwerk Ducky, Mandy und allen Fotoredakteurinnen widmen. Das Werk heißt "Entengruppe" und kann über diesen Blog käuflich erworben werden. Wertsteigerung garantiert.

Donnerstag, 13. Mai 2010

Grausame Welt



Foto: flickr/flawka

Man sagt ja immer, die Natur sei grausam. Trotzdem geben viele Menschen, die Berlin nicht mögen wollen, als Grund an: "Da gibt es mir nicht genügend Natur".

Aber lassen wir diesen Widerspruch mal beiseite. Was für ein Quatsch, natürlich gibt es jede Menge Natur in Berlin. Manchmal mehr, als mir lieb ist. Daher habe ich diesen Blog eingerichtet. Ich muss diese vielen traumatischen Zusammenstöße von mir, einem zivilisierten Großstadtmenschen, mit der extremen Natur hier in Berlin ja irgendwie verarbeiten.

Auf dem Land gibt es vielleicht mehr Tiere. Aber die rennen dort immer weg, wenn sie einen Menschen hören oder womöglich gar riechen. In Berlin dagegen ignorieren sie uns so konsequent, als seien wir gar nicht da. Heute hat sich eine Meise, die ich aus der Hand füttern wollte, erst einmal gemütlich auf meinen Kopf gesetzt.

Das war ja noch nett. Entsetzlich dagegen die Szene, die mein Mann vor ein paar Tagen in Pankow beobachtet hat. Ein Mauersegler war auf dem Boden gelandet. An sich schon ein Todesurteil, denn diese Vögel landen nie. Wenn sie ins Bett gehen wollen, fliegen sie ganz hoch und lassen sich langsam hinuntertragen, während sie schlafen. Nur zur Brutzeit landen sie an Mauern oder Klippen, von denen sie sich dann wieder stürzen und in die Luft tragen lassen können.

Der gestrandete Mauersegler schrie erbärmlich, denn eine Elster hatte ihn entdeckt und hackte ihm kleine Stücke aus dem Leib. Amseln und Stare hüpften aufgeregt rufend herum, um die Elster zu vertreiben. Plötzlich kam eine große Nebelkrähe dazu, packte den verletzten Vogel und flog mit seiner kreischenden Beute davon.

Ein andermal fütterte ich Spatzen vorm S-Bahnhof Friedrichstraße, als ein kleiner Greifvogel hinabstürzte, einen Spatzen packte und in einen nahen Zierbaum flog. Als ich mich herangepirscht hatte, biss er gerade genüsslich in den quickenden Sperling.

Ansonsten gibt es hier Amseln, denen man beim Revierkampf zusehen kann, Reiher im Ententeich im Park, Eichelhäher, die kommen, wenn man sie ruft, Waschbären, die sich unter parkenden Autos verstecken und Füchse, die auf dem Friedhof leben. Das einzige Tier, das ich noch nie zu Gesicht bekommen habe, ist die Nachtigall. Die Schweine verschmelzen einfach mit ihrer Umgebung, man kann direkt unter ihnen stehen und sieht sie doch nicht.

Insofern wohnen wir da, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Oder zumindest Fuchs und Kaninchen. Das Schlimme ist nur: Die sagen sich nicht "gute Nacht". Vielleicht kann das Kaninchen gerade noch schnell "guten Appetit" sagen, bevor es vom Fuchs gefressen wird.

Ja, die Natur ist eben grausam. Nicht einmal in Berlin kann man ihr entfliehen.

Montag, 10. Mai 2010

Auf Klassenreise



Viele Tage habe ich hier keine Zoogeschichten aus der Hauptstadt abgeliefert. Das tut mir sehr Leid. Aber ich habe eine Entschuldigung, die sich gewaschen hat: Ich war gar nicht hier, sondern in Istrien. Das ist diese Traum-Halbinsel in der Adria, die ich wirklich wärmstens empfehlen kann.

Wir waren 12 Pressemenschen auf Pressereise, davon neun Journalisten, vor allem Frauen. Alle sehr angenehm, was nicht immer so ist. Es war ein bisschen wie auf Klassenreise damals, nur entspannter und ohne "Die Doofen", weil wir keine nervigen Kinder mehr sind.

Die Istrier können extrem gut kochen und sind sehr freundlich. Allgemein kann man sagen, dass man dort nie hungrig oder ohne Gesellschaft ist.

Natürlich sind mir auch auf der Reise massenhaft spannende Tiere und Menschen begegnet. Da sie aber streng genommen nicht zum Hauptstadtzoo gehören, verweise ich auf dieses

Istrien-Reisetagebuch in drei Teilen


Wenn ich es lese, werde ich ganz neidisch auf mich. Aber es ist auch toll, wieder in meinem heiß geliebten Berlin zu sein :-)

Mittwoch, 5. Mai 2010

Monster-Huskys: Die Angst geht um!


Foto: Jeffrey Beall

Neulich im Park. Eine Frau geht mit ihrem Husky spazieren. Meine Freundin guckt das wunderschöne Tier an und fragt mich: "Ist das nicht einer von diesen Hunden, die immer Babys fressen? Wie heißen die noch?"

Ja, Huskys haben einen schlechten Ruf, seit "Killerhund Bingo" (Bild-Zeitung) in Cottbus einen Säugling aus dem Kinderwagen geworfen und totgebissen hat. Wenn man die drei Wörter "Husky", "Kinderwagen" und "tot" bei Google eingibt, erhält man immerhin mehr als 70.000 Treffer.

Heute morgen, wieder im Park. Eine Frau geht mit ihrem Husky spazieren. Ich sehe das wunderschöne Tier an - und eine andere Frau, die gerade mit ihrem Kinderwagen unterwegs ist. Im Volkspark Am Friedrichshain stauen sich die Kinderwagen oft wie Autos auf der A1, liegt der Park doch in unmittelbarer Nähe des geburtenstarken, wohlsituierten Viertels Prenzlauer Berg, auch "Pregnant Hill" genannt. Ein Kinderwagen ist also ein normaler Anblick - aber in Verbindung mit einem Husky doch irgendwie aufregend.

Tatsächlich reißt die besorgte Mutter ihren bis dato friedlich schlafenden Säugling aus der Karre und drückt ihn schützend an sich, den Blick wachsam auf den vermeindlichen Killer-Hund gerichtet. Das Baby schreit, die Mutter lässt den Hund nicht aus den Augen, sein Frauchen nimmt ihn mit leicht beschämten Blick an die Leine, alle machen einen großen Bogen umeinander. So ist das heutzutage. Dabei war "Killerhund Bingo" doch kein fremder Hund im Mordrausch, sondern das Haustier der betroffenen Familie. Es war also eher ein Familiendrama, eine Eifersuchtstat, und überhaupt war Bingo ja auch gar kein reinrassiger Husky, sondern eine Promenadenmischung. Vielleicht war auch der Kinderwagen Schuld.

A propos Kinderwagen: Im Prenzlauerberg muss man den Buggy-Trend verfolgen, auch wenn man sich gar nicht dafür interessiert. Sie sind einfach allgegenwärtig. Der neueste Schrei sind romantische Retro-Modelle, große Ungetüme mit Speichenrädern, die durch keine Parklücke passen. Noch nicht ganz aus der Mode: der Bugaboo "Bee", bei dem die Kinder in einer kleinen Plastikschale liegen, die verstellbar auf einer Stange sitzt, auf Augenhöhe mit Mami oder Papi. Fast 1.000 Euro soll das Modell einmal neu gekostet haben, ich habe mich erkundigt. Nicht mehr blicken lassen kann man sich dagegen mit dem Bugaboo "Frog", den einst Gwyneth Paltrow berühmt machte.

"Sportwagen" sind immer noch der Klassiker für Babys und ihre rollerbladenden Eltern. Eine Marktlücke ist dagegen der Mountain-Buggy, der die Kopfsteinpflaster und hohen Bordsteinkanten im Prenzl'Berg mühelos bewältigt. Und, ganz wichtig: ein Anti-Husky-Buggy mit integriertem Fernhaltespray und Elektrozaun drumrum.

So, das war mein erster Blog. Zu lang. Egal. Ich hoffe, er gefällt Euch trotzdem :-)